Knoop-Härteprüfverfahren
Das Knoop-Verfahren ist eine statische Härteprüfungstechnik, die als Alternative zum Vickers-Verfahren entwickelt wurde. Sie eignet sich besonders für die Bewertung von Dünnschichten, Beschichtungen und spröden Materialien und zeichnet sich durch folgende technische Merkmale aus:
Standardisierung:
- Das Knoop-Verfahren wird durch ISO 4545, ASTM E92 und ASTM E384 geregelt und bietet einen zuverlässigen und standardisierten Ansatz für Mikrohärteprüfungen.
- Es eignet sich sowohl für Mikrohärteprüfungen als auch für Prüfungen im Niedriglastbereich und deckt eine Vielzahl empfindlicher Materialien ab.
Prüfkraftbereich:
- Unterstützt geringe Prüfkräfte von 1 Grammkraft (gf) bis 2 Kilogrammkraft (kgf), mit üblichen Lasten wie 25 gf, 50 gf und 100 gf für spezifische Anwendungen.
- Die niedrigen Lasten minimieren das Risiko einer Beschädigung der Probe und machen die Technik ideal für dünne Schichten und fragile Materialien.
Messprinzip:
- Das Verfahren ist optisch, wobei der Eindringkörper eine lange, flache Eindellung erzeugt, um Materialverformungen zu minimieren.
- Nur die lange Diagonale der rautenförmigen Eindellung wird gemessen, da die kurze Diagonale für eine genaue optische Bewertung zu klein ist.
- Die Härte wird nach der Formel berechnet: HK=FL2HK = \frac{F}{L^2}HK=L2F wobei FFF die aufgebrachte Prüfkraft in kgf und LLL die Länge der langen Diagonale der Eindellung in Millimetern ist.
Eindringkörper-Design:
- Der Eindringkörper ist ein diamantförmiger Pyramidenkörper mit einer rautenförmigen Basis, der auf hohe Präzision und minimale Probenverformung ausgelegt ist.
- Der Längskantenwinkel beträgt 172,5°, der Querkantenwinkel 130°.
- Diese Geometrie ermöglicht eine höhere Empfindlichkeit bei der Messung, insbesondere bei sehr kleinen oder dünnen Proben.
Probenanforderungen:
- Der Prüfbereich muss glatt, poliert und frei von Schmutz oder Beschichtungen sein, die die Sichtbarkeit der Eindellung beeinträchtigen könnten.
- Mindestdickenempfehlungen stellen sicher, dass die Eindellung nicht mit dem Substrat interagiert, was die Ergebnisse verfälschen könnte. Bei Dünnschichten müssen Härte und Elastizität des Substrats berücksichtigt werden.
Optische Bewertung:
- Ein hochauflösendes optisches Mikroskop mit einer kalibrierten Bühne wird verwendet, um die lange Diagonale der Eindellung zu messen, üblicherweise mit einer Vergrößerung von 400x bis 1000x.
- Moderne Systeme können digitale Bildverarbeitung verwenden, um die Messgenauigkeit und Wiederholbarkeit zu verbessern.
Anwendungen:
- Häufig eingesetzt zur Prüfung der Härte von Dünnschichten, Beschichtungen und Oberflächenschichten.
- Ideal für spröde Materialien wie Keramiken, Glas und Mineralien sowie für Verbundwerkstoffe und Polymere.
Vorteile:
- Die langgestreckte Eindellungsform bietet eine höhere Auflösung für Härteunterschiede in kleinen Bereichen im Vergleich zum Vickers-Verfahren.
- Die geringe Eindringtiefe minimiert Einflüsse von darunterliegenden Materialien.
Einschränkungen:
- Weniger effektiv für massive Materialien, da hochpolierte Oberflächen erforderlich sind und die optische Messung auf rauen oder strukturierten Proben schwierig ist.
- Fehler können durch unebene Oberflächen, schlechte Beleuchtung oder bedienerabhängige optische Ablesungen entstehen.
Dank seiner präzisen Messmöglichkeiten im Mikro- und Niedriglastbereich ist das Knoop-Verfahren unverzichtbar für Anwendungen mit dünnen, empfindlichen oder spröden Materialien, insbesondere in der Forschung und Qualitätskontrolle.